Hand auf’s Herz: Sind Sie in Gesprächen wirklich immer voll und ganz bei der Sache? Hören Sie Ihrem Gegenüber bis zum Ende seiner Aussage richtig zu? Oder haben Sie schon die passende Antwort auf der Zunge, wenn Jemand beginnt Ihnen Einwände und Bedenken vorzutragen. Oder sind Sie vielleicht sogar gedanklich schon beim nächsten Tagesordnungspunkt oder Meeting?
Natur und die Gepflogenheiten spielen uns gerne einen Streich
Wenn wir von uns selber sprechen, so hat es die Natur eingerichtet, schüttet unser Nervensystem das Hormon Dopamin, einen Botenstoff aus, der uns Glücksgefühle vermittelt. Deshalb fällt uns Zuhören so deutlich schwerer als Sprechen. Die inzwischen etablierten Erwartungshaltungen auf alles schnell reagieren zu müssen sorgen gleichzeitig dafür, dass wir gedanklich oft schon beim Nächsten sind, während unser Gegenüber noch spricht. Wir sind, gerade auch in Führungspositionen, davon überzeugt, die Kontrolle im Gespräch behalten zu müssen, um so schnell, zielstrebig und sicher reagieren zu können. Und natürlich auch, um die von uns eingeplanten Zeitfenster einhalten zu können.
Schweigen allein ist aber noch kein Gold!
Wer schweigt, ohne zuzuhören, sondern nur, um die passende Gelegenheit abzuwarten, das Gespräch wieder an sich zu ziehen, verpasst die Chance des aktiven Zuhörens.
Aktives Zuhören bedeutet den anderen zu verstehen. Und das, wenn es wirklich gelingt, bedeutet für unser Gegenüber Vertrauen, Wohlwollen und Wertschätzung zu empfinden. Führungskräfte, die Ihren Teammitgliedern aktiv zuhören werden selber als viel stärker, präsenter und führungskompetenter wahrgenommen. Von einer solchen Führungskraft empfinden sich Teammitglieder deutlich mehr wahrgenommen, gestärkt und in ihrem persönlichen Erfolg unterstützt. Weniger Missverständnisse, Unsicherheiten und Ängste und dafür mehr Transparenz und eine größere empfundene Sinnhaftigkeit sind die Resultate.
6 Tipps zum aktiven Zuhören
- Bereiten Sie sich auf Ihr Gespräch vor. Klären Sie auch für sich, mit wem Sie über was genau sprechen wollen. Listen Sie sich die wichtigsten Aspekte auf und überlegen Sie sich mögliche Einwände Ihres Gegenüber. Machen Sie sich auch Gedanken darüber, was Sie erreichen wollen. Laden Sie, wenn möglich, ihren Gesprächspartner ein und lassen sie ihn über das Thema nicht im Unklaren. So kann sich der andere auch vorbereiten und sie kommen gemeinsam schneller auf den Punkt.
- Feste Sprechzeiten ermöglichen Ihren Mitarbeitern zu wissen, wann sie Sie auch wirklich erreichen können und sich das bei Bedarf entsprechend einzuteilen. So können Themen, Probleme und Konflikte recht zeitnah geklärt werden und gären nicht vor sich hin. Außerdem können Sie so Ihre eigenes Pensum viel besser organisieren und einplanen.
- Schaffen Sie eine gute Gesprächsatmosphäre. Lassen Sie Ihr Gegenüber erkennen, dass Sie diese Zeit nun ausschließlich für ihn oder sie haben. Sorgen Sie dafür, dass sie nicht unterbrochen und gestört werden. Dazu gehört zum Beispiel auch, Anrufe umzuleiten, das Handy stumm zu schalten und das Laptop zu schließen, um nicht von eingehenden Mails abgelenkt zu werden.
- Formulieren Sie mehr Vorschläge als Fragen oder Anweisungen. So wird das Mindset Ihrer Mitarbeiter weniger kanalisiert und durch Scheuklappen eingeschränkt.
- Stellen Sie offene Fragen. Das sind Fragen, die nicht mit Ja/Nein zu beantworten sind. So habe Sie die Chance eine weitere Ausführung und einen anderen Blickwinkel, der Ihnen vielleicht bislang verborgen geblieben ist, zu entdecken.
- Kurzes Feedback. Holen Sie sich ein kurzes Feedback von Ihrem Gesprächspartner. Mit einer Frage wie zum Beispiel „Gibt es eine Sache, die ich Ihrer Meinung nach, zukünftig in Gesprächen noch stärker berücksichtigen sollte?“ stellen Sie eine offene Frage, die Ihrem Gesprächspartner gleichzeitig Wertschätzung entgegenbringt. Da sie von der Formulierung her nur auf einen Aspekt abzielt ist sie auch recht einfach von Ihrem Gegenüber zu beantworten.